Waldorfschule – die Schule mit den großen Klassen
1919 gründete Rudolf Steiner (1861-1925) in Stuttgart die erste Waldorfschule. In Deutschland gibt es heute über 230 Schulen, deren Schüler nach der Waldorf-Pädagogik unterrichtet werden, doch Waldorfschulen entzweien. Befürworter unterstützen den Unterricht ohne Schulnoten, Skeptiker hingegen fürchten eine lückenhafte Ausbildung.
Was ist eine Waldorfschule?
In Deutschland sind die Waldorfschulen staatlich anerkannte Ersatzschulen in freier Trägerschaft (Privatschulen). Sie können ihre Lehrpläne und -methoden eigenverantwortlich gestalten, weshalb Klassen mit bis zu 38 Kindern keine Seltenheit sind. Am Wichtigsten neben dem klassischen Schulstoff ist vor allem die Förderung der Kreativität und Vermittlung sozialer Kompetenzen von Beginn an.
Der Bildungsweg beginnt bereits in den Waldorf-Kindergärten, daran anschließend geht es in der Grundschule und der Sekundarstufe I weiter. Die Waldorfschule endet nach 12 Jahren, woraufhin die Schüler ein ausführliches Abschlusszeugnis inklusive Benotung erhalten. Zusätzlich kann ein 13. Schuljahr absolviert und mit der Hochschulreife abgeschlossen werden. Während dieses Schuljahres wird allerdings nach den Methoden der Gymnasien unterrichtet.
Das Lernprinzip der Waldorfschule
Die Waldorfpädagogik gliedert sich in ein System mit drei Schwerpunkten und verzichtet auf Schulbücher, Unterrichtsmaterialien und neuen Medien.
Vermittelt wird nach:
- Denken, den intellektuell-kognitiven Fähigkeiten
- Fühlen, den künstlerisch-kreativen Fähigkeiten
- Wollen, handwerklich-praktischen Fähigkeiten
Es gibt keine festen Lehrpläne, allerdings gliedert sich der Unterricht in Epochen und Fachunterricht.
Epochen:
Deutsch, Mathematik und Geschichte werden als Blockunterricht vom Klassenlehrer unterrichtet und die Lerninhalte intensiv und durchgängig behandelt. Der Unterricht für diese Fächer findet an Waldorfschulen über einen Zeitraum von ca. vier Wochen für täglich zwei Stunden statt.
Fachunterricht:
Der Fachunterricht beinhaltet Fremdsprachen und künstlerisch-handwerkliche Unterrichtsfächer welche von Fachlehrern unterrichtet werden. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Turnen, Handarbeit, Gartenbau, Buchbinden oder Eurythmie, welche neben den Epochen als weitere Unterrichtsfächer gelehrt werden.
Die Eurythmie – Was ist das?
In der Waldorfschule ist Eurythmie ein eigenständiger Kunstzweig, welche eine Art der Bewegungskunst darstellt. Sie umfasst die rhythmische Bewegung und Ihre Gestaltung zu Musik und Sprache. Das Fach soll vor allem die Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenz, sowie Körpergefühl und Räumlichkeit fördern.
Das Konzept der Waldorfschule
Folgende Merkmale unterscheiden sich von einer staatlichen Schule:
- Sitzenbleiber gibt es nicht
Bis zur 12. Klasse bleiben die Schüler in derselben Klassengemeinschaft. Dies soll zum Beispiel dafür sorgen, dass sich die Schüler mit unterschiedlichen Leistungsniveaus gegenseitig unterstützen und helfen. - Schulbücher und moderne Medien
Bis zur Mittelstufe gibt es keine Schulbücher und keine obligaten Kopien. Hier erarbeiten sich die Schüler den Stoff selbst und sollen verstärkt direkte sinnliche Erfahrungen machen. Dadurch entstehen oftmals intensivere Lehrer-Schüler Beziehungen wie an staatlichen Schulen. - Praktika
Mehrere Praktika sollen die berufliche Orientierung erleichtern. - Zensuren
Bis zur achten oder zehnten Klasse gibt es individuelle Berichtszeugnisse, während dieser Zeit findet keine Bentotung statt. Lediglich auf Wunsch wird ein zusätzliches Notenzeugnis zum Textzeugnis ausgestellt. Ab der Oberstufe wird immer ein Notenzeugnis ausgehändigt. - Abschlüsse
Nach zwölf Jahren können die Schüler einen „Waldorfabschluss“ erlangen, dieser ist allerdings kein staatlich anerkannter Schulabschluss.
Mitunter gibt es an Waldorfschulen auch ein 13. Schuljahr, woraufhin die Abiturprüfungen extern auf einer staatlichen Schule erbracht werden müssen. Je nach Schule gibt es die Möglichkeit, die Abiturprüfung unter der Aufsicht der Schulbehörde intern durchzuführen.
Die Leistungsbewertung
Die Leistungen werden einmal jährlich in ausführlichen Texten beschrieben, in ähnlicher Weise wie in den ersten beiden Jahren auf der Grundschule.
Es gibt also keine Bewertung nach dem ’sehr gut‘ bis ‚ungenügend‘ Prinzip.
Dafür wird auf die individuelle Entwicklung, die Fähigkeiten und Talente des Schülers eingegangen und außerdem besonders Wert auf die Entwicklung der sozialen Kompetenzen gelegt.
Waldorfschule – Was sind die Kosten?
Da die Waldorfschule eine reine Privatschule ist, wird Schulgeld erhoben. Die Höhe des Elternbeitrags ist von Schule zu Schule unterschiedlich und orientiert sich meist am Einkommen der Eltern. Demnach bezahlen Eltern monatlich durchschnittlich 140 Euro.
Wer kann auf die Waldorfschule?
Jedes Kind kann an einer Waldorfschule aufgenommen werden, folglich ist die Aufnahme unabhängig vom sozialen Status und Bildungsstand .
Für Eltern und Schulanfänger gibt es ein gemeinsames Aufnahmegespräch, um zu klären ob ein Schüler eine Lernschwächen besitzt und eine individuelle Förderung benötigt.